Mal anders denken – Neues zur Pflegelehrerbildung
Prof. Dr. Elfriede Brinker-Meyendriesch
Wer das Buch „Wenn du geredet hättest Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ von Christine Brückner liest, erf hrt in einem fiktiven Monolog, wie Luthers Ehefrau Katharina von Bora ihren Ehemann Luther wort- und witzgewandt ermahnend fragt „Bist du sicher, Martinus?“. Von Luther selbst kennen wir Draufgängerisches, beispielsweise: „Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf.“ Ob er damit auch seine Ehefrau meinte, sei dahingestellt. Wahrscheinlich nicht. Denn was Frauen anbetrifft, sind durchaus weniger ermunternde Töne von Luther überliefert.
Wieso wird das hier angeführt, inwiefern geht es hier um „ungehaltene Reden“ einerseits und den wirkungsvollen Auftritt andererseits? Weil sich einerseits die Pflegelehrerbildung mit dem Gestus des Ungenügenden „Immer noch Lehrer zweiter Klasse?“, seit 30 Jahren selbst hinhält und malträtiert, sie aber andererseits weitgehend tonlos geworden ist. Grundsätzliche Diskussionen zu Studienstrukturmodellen, wie zu Anfang der Verwissenschaftlichung, bleiben aus. So mag manche
ungehaltene Rede ungehalten geblieben sein. Als sei alles gesagt und man habe sich einverstanden eingerichtet. Nun kann aber mit dem Gestus des Ungenügenden entgegengesetzt werden, dass, nur weil etwas bestehe und auch noch expandiere, dies noch lange kein gutes Zeichen sein müsse, da bekanntlich das Übel sich beharrlich halte.
Um einer solchen Provokation entgegenzutreten und das Wort wieder zu ergreifen, sollte die Community selbstreflektierend Stand und Perspektiven der Pflegelehrerbildung überdenken und ggf. eine neue Richtung einschlagen.