Simulatives Lernen im Room of Horrors – Praxisbuch mit Fallbeispielen für die generalistische Pflegeausbildung

room of horrors simulation pflegeausbildungSusanne Karner/Francesca Warnecke

Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1. Auflage 2023, 161 Seiten, 34,99 €, ISBN 978-3-17-042853-9

 

Das Buch "Simulatives Lernen im Room of Horrors" von Susanne Karner und Francesca Warnecke wurde bei W. Kohlhammer GmbH veröffentlicht. Das Hauptthema des Buches ist das Konzept des "Room of Horrors". 

Ein „Room of Horrors“ ist ein Trainingsraum für Patientensicherheit. In einem dafür vorbereiteten Raum werden dabei Fehler und Risiken versteckt. Die Lernende sollen diese aufdecken. Diese Trainingsmethode sensibilisiert und trainiert auf spielerische Art und Weise die Aufmerksamkeit und fördert das Problemlösen. Die Bedeutung des „Room of Horror“ zeigt sich durch das Eintauchen in realistische Situationen und ermöglicht es dem Lernenden sich auf reale Herausforderungen vorbereiten zu können. 

Nach einer kurzen Einführung in die Generalistische Ausbildung erläutern die AutorInnen kurz und sehr verständlich die Kompetenzschwerpunkte der neuen Ausbildung. Die in jedem Kapitel folgenden Literaturhinweise erlauben es dem Leser, die bezugnehmende Literatur bequem einzusehen. Die Hyperlinks zu den Quellen funktionieren und sind aktuell. Das einführende Kapitel erläutert schließlich noch die Bedeutung des simulativen Lernens sowie die Förderkonzepte der Patientensicherheit. Ein lesenswerter Beitrag der Autorinnen, der eine „runde“ Übersicht in theoretische Grundlagen und Konzepte bietet. 

Umsetzung des Konzeptes Room of Horrors in der generalistischen Ausbildung 

In diesem Abschnitt werden verschiedene Fallbeispiele für die stationäre Akutpflege, stationäre Langzeitpflege, ambulante Pflege, Pädiatrie, gerontopsychiatrische Pflege und allgemeine psychiatrische Pflege präsentiert. Jedes Fallbeispiel zeigt typische Szenarien und Herausforderungen im Pflegealltag und gibt Einblicke in die praktische Anwendung des simulativen Lernens. 

Besonders erwähnenswert ist die Realitätsnähe der Fallbeispiele. Zahlreiche Situationen erinnern an reale Erlebnisse aus der eigenen beruflichen Tätigkeit oder sogar an die familiäre Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger. Die Fallbeispiele wirken angenehm „komplett“ und nicht künstlich konstruiert. Sie sind in einem lebendigen und authentischen Stil beschrieben, was die Nachbildung enorm erleichtert. Auch für die Lernenden ist damit ein authentischer „roter Faden“ erkennbar, der nicht künstlich konstruiert wirkt und sie dieser inneren realen Logik folgen können. 

Sehr wertvoll für eine erfolgreiche Umsetzung sind die Einsichten und Erfahrungen von Pflegeexperten und Ausbildern, die ihre persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit schildern. Es werden Reflexionen über Gefahren und Risiken im Patientenzimmer, die Umsetzung des Konzepts und Erfahrungen auf der Intensivstation präsentiert.

Besonders spannend war aus Sicht des Rezensenten der Abschnitt "Room of Horror" in einer VR-Situation. Dies bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die auf den bewährten Vorzügen immersiver VR im Bildungsbereich aufbauen. Durch die Schaffung einer Umgebung, die Spannung, Herausforderung und emotionale Reaktionen hervorruft, kann diese Art von Lernszenarien das Lernen didaktisch wertvoll ergänzen. 

In erster Linie fördert ein "Room of Horror" in diesem Fall die emotionale Intelligenz und Resilienz der Lernenden, indem es ihnen ermöglicht, Ängste und Emotionen zu erkunden und zu bewältigen. Die immersive Erfahrung in einem VR-Szenario erlaubt es, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln und ihre Reaktionen auf Angst zu reflektieren. Darüber hinaus steigert es das Engagement und die Motivation der Lernenden, indem eine Atmosphäre der Spannung und Aufregung geschaffen wird. Die Herausforderung, aus einem solchen Szenario zu entkommen oder komplexe Rätsel zu lösen, treibt die Lernenden dazu an, sich aktiv am Lernprozess zu beteiligen. 

Ein weiterer Vorteil besteht in der Förderung des kritischen Denkens und der Problemlösungsfähigkeiten. Durch die Präsentation von komplexen Rätseln und Aufgaben ermutigt der "Room of Horror" die Lernenden, kritisch zu denken und innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Darüber hinaus ermöglicht die Simulation von Gefahrensituationen in einer sicheren Umgebung den Lernenden, Erfahrungen zu sammeln und ihre Sensibilität für reale Gefahren zu erhöhen. Dies kann dazu beitragen, ihre Fähigkeit zu verbessern, angemessen auf potenziell gefährliche Situationen zu reagieren. 

Schließlich bietet der "Room of Horror" eine einzigartige Möglichkeit, sensorische Erfahrungen zu stimulieren und die Sinne der Lernenden zu aktivieren. Durch die Kombination von visuellen, auditiven und taktilen Reizen schafft er eine immersive Lernerfahrung, die das Lernen bereichert und die Sinne der Lernenden anspricht. 

Insgesamt bietet die VR-Situation, als auch das reale Szenario, eine zusätzliche Methode, um Lernziele zu erreichen und die Lernenden in eine fesselnde Lernerfahrung einzubeziehen. 

Hier sind die authentischen Fallbeispiele als Ausgangsszenario und „Drehbuch“ (Story-Board) für eine VR-Entwicklung eine wertvolle Grundlage. Besonders, da sie sehr authentisch und realitätsnah sind und Programmierern wertvolle Hinweise zur Gestaltung geben könnten. 

Der Anhang bietet Vorlagen für den Aufbau von Fallbeispielen und Arbeitsaufträgen für Lernende, um die Umsetzung des simulativen Lernens zu erleichtern. 

Insgesamt bietet das Buch eine umfassende Anleitung und Praxisbeispiele für Ausbilder und Lernende, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln und auf die Anforderungen des Pflegealltags vorzubereiten.

Eine Rezension von Jörg Matthäi

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Theorien und Modelle der Pflegedidaktik. Eine Einführung

Theorien und Modelle der PflegedidaktikRoswitha Erlt-Schmuck und Jonas Hänel (Hrsg.) 

Beltz Juventa, Weinheim Basel, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2022, 378 Seiten, 24,95 €, ISBN 978-3-7799-2404-3 

 

Das vorliegende Werk ist bemüht, einen Überblick über den theoretischen Korpus der Pflegedidaktik als Wissenschaftsdisziplin zu vermitteln. Folge dessen gibt es einen starken Blick auf die Theorieentwicklung. 

Roswitha Ertl-Schmuck war Professorin für Gesundheit und Pflege/Berufliche Didaktik an der Technischen Universität Dresden, Jonas Hänel ist Lehrer für Pflegeberufe und examinierter Krankenpfleger und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Gesundheit und Pflege/Berufliche Didaktik an der Technischen Universität Dresden tätig.

Die Publikation ist Teil eines vierbändigen Werkes, das die disziplinäre Entwicklung der Pflegedidaktik zusammenfasst. Die aktuelle Auflage stellt, als Band 2 des Werkes, Theorien und Modelle dar. 

Ertl-Schmuck und Hänel führen als Herausgeber*innen mit „gegenwärtigen Fragestellungen und Herausforderung der Pflegedidaktik“ in ein sehr komplexes Thema ein. In den ersten weiteren Beiträgen über „Grundlagenforschung“ und einer „Theorie transformatorischer Pflegebildungsprozesse“ bewegen sich die Autor*innen noch sehr stark im wissenschaftstheoretischen Feld, in den „Theorien“ des Buches. Man bewegt sich hier naturgemäß auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau des Themas. Es folgt ein Übergang zu den „Modellen“ und damit einhergehend auch zu einem sprachlichen Konkreter-werden. Den Abschluss bilden eine Synopse und ein Ausblick der beiden Herausgeber*innen.

Ein Kernproblem, das bereits im Vorwort Erwähnung findet, ist das unzureichende Ankommen von Theorien, Modellen und Forschungsbeständen in der Bildungspraxis. Diesem Problem wollen sich die Herausgeber*innen in der Neuauflage explizit widmen. Dabei werden die Probleme, die im Übrigen auch der Disziplin der Pflegewissenschaft nicht fremd sind, sehr plakativ dargestellt. Seien es der mangelnde Theoriebezug von Praktiker*innen, die zunehmende Anwendungsorientiertheit in der Bildung, die Reduziertheit in der Anwendung von Modellen oder das erforderliche Kompetenzniveau erkenntnistheoretische Grundlagen und wissenschaftstheoretische Hintergründe ausreichend zu beherrschen. 

Da es vermutlich weder möglich ist, die erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Hintergründe ausreichend darzustellen noch es gelungen ist, den Gegenstand so weit herunterzubrechen, ihn einer breiteren Gruppe als der Disziplinelite verfügbar zu machen, ist die Zielgruppe recht klar abgesteckt.

Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung werden immer wieder spannende Fragen aufgeworfen, die es im weiteren akademischen Diskurs, sei es über Dissertationen oder Habilitationen, zu beantworten gilt. Dabei sei zu beachten, dass die Diskussion und infolgedessen die Disziplin nicht zum Selbstzeck verkommen.

Aus Sicht einer „Anwendungsdisziplin Pflegedidaktik“ also einer praxis- und handlungswissenschaftlichen Perspektive, die mitunter weniger vertraut ist mit den philosophischen Grundlegungen, wird der disziplinenverbindende Bogen wenig gespannt.

In Anbetracht der allgemeinen gesellschaftlichen Situation (Stichwort demografische Entwicklung, chronische Erkrankungen, Fachkräftemangel etc.), im Rahmen derer „die Pflege“ zunehmend komplexer wird richtet sich der Blick auch auf die Ausbildung von Pflegekräften. Mit „Theorien und Modelle der Pflegedidaktik. Eine Einführung“ wird nicht nur ein sehr aktuelles, sondern vor allem auch hochrelevantes Themenfeld betrachtet. 

Auch wenn im deutschsprachigen Raum weder die pflegerische Grundausbildung noch die Pflegepädagog*innenausbildung eine vollständige Überführung in den tertiären Bildungssektor erfahren haben, so beweisen Ertl-Schmuck und Hänel den nötigen theoretischen Unterbau und die dazugehörige wissenschaftstheoretische Auseinandersetzung. Damit leisten sie mit ihrem Werk einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Akademisierung der Pflege.

Eine Rezension von Manuel Pfeilstecher MBA MSc

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Simulation in der Ausbildung von Gesundheitsberufen

Simulation in der Ausbildung von GesundheitsberufenKathrin Susanne Radl, Melanie Breznik & Isabella Wilhelmer

facultas Verlag Wien, 1. Auflage 2022,  180 Seiten, 24,20 €, ISBN 9783708922560

 

Das Buch "Simulation in der Ausbildung von Gesundheitsberufen" von Kathrin Susanne Radl, Melanie Breznik und Isabella Wilhelmer bietet einen umfassenden Einblick in die Anwendung von Simulationen als Lehr- und Lernmethode im Gesundheitswesen. Veröffentlicht im Jahr 2022 im facultas Verlag, widmet sich das Werk pädagogisch fundiert den Potentialen der Implementierung des simulationsbasierten Lehrens und Lernens in der Ausbildung von Gesundheitsberufen. Die Verfasserinnen sind akademisierte Ausbilderinnen in der Lernstation/ dem Skills Lab des Bacherlorstudiums „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH Kärnten und können so eine große Praxisexpertise nachweisen.

Die Autorinnen präsentieren praxisnahe Unterstützung und wertvolle Einblicke für Lehrende der Gesundheits- und Krankenpflege sowie anderer Gesundheitsberufe wie z. B. Hebammen und Physiotherapeuten. Das Buch bezieht sich auf aktuelle Lehr-Lernkonzepte, die den Auszubildenden einen sicheren Rahmen bieten, um berufstypische Handlungen zu üben und berufliche Handlungskompetenz zu entwickeln.

Hervorzuheben ist, dass die Autorinnen in ihrer Veröffentlichung nicht nur das reine Fertigkeiten- oder Skillstraining darstellen, sondern, neben einer übersichtlichen Begriffsdefinition, die Bedeutung der Simulation für die Förderung von kommunikativen und interprofessionellen Kompetenzen sowie den Aufbau eines beruflichen Selbstverständnisses als Ziel des simulationsbasierten Lehrens und Lernens anbahnen. Durch die Integration von theoretischen Grundlagen, Lerntheorien und praxisorientierten Beispielen bietet das Buch eine umfassende Darstellung der Simulation als Lehrmethode.

Besonders hervorzuheben ist die Verbindung zu den INACL-Standards aus den USA, die dem Werk eine internationale Perspektive verleihen. Die Autoren grenzen ihre Inhalte bewusst von bisherigen, häufig medizinorientierten Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum ab und legen großen Wert auf eine pädagogisch begründete Herangehensweise. Trotzdem integrieren sie relevante Bezüge aus den Erkenntnissen der medizinischen und luftfahrtbezogenen Simulationen und beziehen dadurch die Orientierung an „Human Factors“ und das „Crises Resource Management“ ein, um kommunikative Kompetenzen im Team zu fördern.

Insgesamt bietet "Simulation in der Ausbildung von Gesundheitsberufen" einen fundierten Leitfaden für Lehrende und Interessierte, die sich mit der Integration von Simulationen in die Gesundheitsberufsausbildung befassen. Sowohl theoretisch als auch praktisch überzeugt das Buch durch eine klare Struktur, praxisnahe Beispiele und einen internationalen Bezug. Es trägt dazu bei, die Bedeutung von Simulationen als effektive Lehrmethode im Gesundheitswesen weiter zu unterstreichen.

Eine Rezension von Meike Schwerman
FH Münster, Fachbereich Gesundheit, 1. Vorsitzende SimNAT Pflege e.V

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