Caritas Österreich mit Zwischenbilanz und Praxischeck: „Die Pflegereform 2022 kann nur der Anfang gewesen sein“

pflegeoffensive österreich pflegeausbildungGegen die Pflegekrise braucht es nachhaltige und bundeseinheitliche Lösungen. Die Ausbildungsoffensive für Pflege und Sozialbetreuung muss fertiggedacht werden.

Vor knapp einem Jahr wurde die Pflegereform präsentiert – mit dem richtigen Fokus auf Fachkräftemangel und Ausbildungsoffensive. Bei einer Pressekonferenz in der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe in der Wiener Ankerbrotfabrik zieht die Caritas eine erste Zwischenbilanz.

„Die Pflegereform 2022 kann nur der Anfang sein! Der Weg hinaus aus der Pflegekrise ist bei weitem noch nicht zu Ende gegangen. Es braucht dringend weitere, umfassende Schritte im Gesamtsystem“, mahnt Caritas Präsident Landau. Zwar kommen die Maßnahmen der Ausbildungsoffensive bei den Schüler*innen der Caritas-Schulen für Sozialbetreuung durchaus an, ebenso groß sind aber die Sorgen, wie es weitergehen wird – etwa nach den auf 2- oder 3-Jahre befristeten Ausbildungs- und Gehaltsboni. 

Landau: „Pflegereform Teil 2 muss zuallererst verlässliche und nachhaltige Lösungen schaffen statt lediglich Zuckerln für wenige Jahre. Gleichzeitig braucht es eine Harmonisierung der Pflegelandschaft und eine gleiche Verfügbarkeit von Pflege und Betreuung für wirklich alle Bundesländer – der aktuelle Fleckerlteppich ist für die Betroffenen ebenso wie für die Mitarbeitenden unzumutbar." 

Ausbildungsoffensive für ein Pflege- und Betreuungssystem mit Zukunft

Bei einem Pflegenotstand mit hochgerechnet 75.000 bis 100.000 fehlenden Pflege- und Betreuungskräften im Jahr 2030 muss das gemeinsame Ziel sein, möglichst viele Menschen für die Pflege und Betreuung zu gewinnen – und zu halten. „Viele Menschen in Österreich streben einen Sozialbetreuungsberuf an – wir brauchen sie alle und sie brauchen verlässliche Rahmenbedingungen in der Ausbildung“, so Kärntens Caritas Direktor Ernst Sandriesser. 

Und weiter: „Hier sind einige Maßnahmen gesetzt worden, wie etwa die Übernahme der Ausbildungskosten, der Ausbildungsbonus oder das Pflegestipendium für Umsteiger*innen. Gleichzeitig ist vieles offen – die Weiterführung über 2025 hinaus, die längerfristige Finanzierung oder auch die Schaffung einheitlicher Strukturen für die Praxisanleitung. Ein wichtiges Augenmerk wird auch auf die Rekrutierung von Lehrpersonen im Bereich Pflege und Sozialbetreuung zu legen sein - neben dem Quereinstieg wäre ein spezifisches Lehramt anzudenken.  Auch eine Infrastrukturförderung für Schulen für Pflege und Sozialbetreuung ist dringend nötig – für viele dieser berufsbildenden Schulen ist eine Förderung derzeit nicht möglich." 

Praxischeck: Ausbildungsförderung kommt an

Den Praxischeck macht Birgit Poier, Leiterin der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe und der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege Graz tagtäglich: „Aus Sicht der Schule für Sozialbetreuungsberufe ist besonders wichtig, dass die Ausbildungsförderung für die volle Dauer der Ausbildungen gewährt wird. Davor hatten wir vielfach die Situation, dass Schülerinnen und Schüler nur bis zum Teilabschluss in der Pflege gefördert wurden – mit der Konsequenz, dass einige Schüler*innen ihre Ausbildung aus finanziellen Gründen abbrechen oder zumindest unterbrechen mussten. Dazu gibt es nun keinen Grund mehr.“

Handlungsbedarf sieht Poier aber bei den Höheren Lehranstalten: „Wünschenswert wäre, sich die Fördersituation zur HLSP nochmals anzusehen. Die Schülerinnen und Schüler dieser Schulform bekommen das Fördergeld erstens nur während der Praktikumszeit und zweitens nur für den Teil der Pflegeausbildung." 

Pflege und Sozialbetreuung Hand in Hand

Die Bundesregierung hat mit der Aufnahme der Sozialbetreuung in viele Maßnahmen der Pflegereform einen wichtigen Schritt gemacht. Denn Pflege und Sozialbetreuung gehen Hand in Hand. Gemeinsam machen Pflege und Sozialbetreuung den Unterschied für betroffene Menschen – egal, ob kurzfristig nach einem Unfall oder langfristig in der Demenz-Begleitung oder Familienarbeit.

Manuela Kröll ist selbst pflegende Angehörige, diplomierte Pflegerin und macht aktuell die Ausbildung zur Sozialbetreuerin. „Ich, als Berufsangehörige der Pflege und als pflegende Angehörige eines Sohnes mit erworbener Behinderung, wünsche mir, dass durch die Pflegereform dauerhaft eine bedürfnisorientierte Versorgung von hilfebedürftigen Menschen sichergestellt wird. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Zusammenführung von Pflege und Sozialbetreuung. Menschen mit großem Hilfebedarf sollen gleichzeitig pflegerisch versorgt und pädagogisch betreut werden“, so Kröll. 


 Zur Pressemitteilung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230418_OTS0081/caritas-mit-zwischenbilanz-und-praxischeck-landau-die-pflegereform-2022-kann-nur-der-anfang-gewesen-sein

Foto: AdobeStock, Africa Studio

 

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