von Anna Christine Steinacker, Victoria Kreiss, Daniela Herchet
Springer-Verlag, Berlin, 2022, 177 Seiten, 34,99 €, ISBN 978-3-662-64362-4
Die drei Autorinnen dieses Buchs sind als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Frau Steinacker) bzw. Laboringenieurinnen (Frau Kreiss; Frau Herchet) der Hochschule Fulda im Fachbereich Gesundheitswissenschaften tätig. Alle drei haben eine grundständige dreijährige Pflegeausbildung. Frau Steinacker hat den MA Pädagogik für Pflege- und Gesundheitsberufe, Frau Kreiss den MSc. Gesundheits- und Pflegewissenschaften und Frau Herchet den BSc Pflegemanagement.
Das Buch bezieht sich sehr bewusst und explizit auf die in Deutschland neue Gesetzeslage, die mit der Etablierung des Pflegeberufegesetzes (PflBG) im Jahr 2020 erstmalig die Arbeit mit Simulationsszenarien thematisiert – und für die hochschliche Ausbildung bei Vorliegen eines geeigneten Konzeptes sogar ermöglicht, dass ein Teil der Stunden der praktischen Ausbildung durch die Arbeit mit Skills- und Simulationsszenarien ersetzt werden kann. Es kann und soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden, warum diese Möglichkeit ausschließlich für die hochschulische Ausbildung im Gesetz verankert ist – im Hinblick auf das Buch sind als Zielgruppe die Lehrenden sowohl in der berufsfachschulischen als auch in der hochschulischen Ausbildung zu sehen.
Das Buch beginnt mit der Bearbeitung von zwölf Fragen, die vor Beginn eines Simulationstrainings relevant erscheinen. Es folgt ein Abriss über den allgemeinen Aufbau von Simulationsszenarien, Terminologien und Inhaltsskizzierungen der einzelnen Abschnitte. Den Hauptteil des Buchs bilden dann nachfolgend insgesamt 14 detailliert dargestellte Simulationsszenarien– alle in desselben logischen Strukturierung: Rahmenbedingungen, Simulationsbeschreibung, Setting the Scene, Durchführung der Simulation und Debriefing.
Das Buch endet mit einem Kapitel mit Tipps und Tricks für eine realitätsnahe Darstellung, in dem sehr konkret und praxisnahe Hinweise zur Umsetzung im Alltag gegeben werden.
Optisch ist das Buch sehr ansprechend aufgemacht und beinhaltet zahlreiche Abbildungen.
In den einzelnen besprochenen Simulationsszenarien wird zunächst Bezug genommen auf die curriculare Einbettung, gesetzliche Vorgaben und die Rahmenlehrpläne der Fachkommission. Es folgt eine grobe Skizze dessen, was in Theorie und Skillstraining vor dem dargestellten Szenario angeboten werden sollte – und eine stichpunktartige Auflistung des Erwartungshorizonts. Irritierend wirkt die Festlegung von Lernzielen – aufgesplittet nach kognitiven, psychomotorischen und affektiven Lernzielen. An dieser Stelle wundert sich der*die Leserin, dass hier nicht von Kompetenzen gesprochen und auf die das Gesetz und insbesondere die Rahmenlehrpläne konstitutiv prägenden Kompetenzbereiche Bezug genommen wird. In der Simulationsbeschreibung gibt es klare Angaben zur Vorbereitungszeit, Simulations- und Debriefingzeit, zur Anzahl der Simulationspatient*innen und der Simulationsteilnehmer*innen. Man findet Angaben zu benötigten Hilfsmitteln und ein knapp skizziertes Fallbeispiel. Es folgen Hinweise zur exakten Vorbereitung des*der Simulationspatienten*in, zur Vorbereitung des Simulationsraumes sowie zur Durchführung der Simulation mit den einzeln dargestellten Simulationsphasen. In Tabellenform werden die einzelnen Simulationsphasen dabei ergänzt um die Handlungen des*der Simulationspatienten*in, die erwartete Handlung des*der Lernenden sowie um Gesprächsvorschläge. In der skizzierten Darstellung wirkt diese Liste gewöhnungsbedürftig, weil sie doch sehr an die streng lernzielorientierte Didaktik erinnert. Der*die kundige Leser*in vermisst sehr deutlich Aspekte der Ermöglichungsdidaktik. Der mit der Darstellung erzeugte Eindruck ist weit eher der eines Trainings im klassischen Sinne als der einer Erfahrungs- und Erkundungswerkstatt.
Durch diese Einschränkungen und die insgesamt stark Checklistenartige Aufmachung scheint das Buch eher geeignet für diejenigen, die schon eine tiefere theoretische Verankerung in der Thematik mitbringen. Für diese Klientel erscheint das Buch als Ideengrundlage und grober Orientierungsleitfaden hilfreich. Die einzelnen Fallbeispiele und Handlungsabfolgen müssen dabei aber sicherlich noch von den einzelnen Skills-Teams angepasst werden.
Im Hinblick auf die grundlegenden theoretischen Ansätze und Ideen der Skills-Lab-Arbeit erscheint das Buch eher ungeeignet. Hier bleiben Widersprüche, deren Auflösung dem*der Leser*in überlassen wird. Auch der Bruch zu der Kompetenzorientierung im Gesetz wird weder thematisiert noch gelöst.
Für bereits erfahrene Skills-Trainer*innen sicherlich eine hilfreiche Grundlage zur Vorbereitung ihrer Skills-Einheiten. „Grundlage“ beinhaltet dabei auch, dass eine Anpassung an die jeweiligen curricularen, situativen und institutionellen Rahmensetzungen noch ergänzt werden muss.
Für unerfahrene Lehrende durch die stichpunktartigen Auflistungen, die eher groben Skizzierungen und die stark trainingsorientierte Ausrichtung eher verwirrend. Bei dieser Zielgruppe bestünde die Gefahr, dass die grundlegende Idee des Dritten Lernorts verloren
gehen könnte.
Eine Rezension von Prof. Dr. Anke Fesenfeld