Regina Kostrzewa
Alkohol und Drogen in der Familie
Präventionswissen für Eltern und pädagogische Fachkräfte
Kohlhammer, Stuttgart, 2022, 248 Seiten, 34,- €, ISBN 978-3-17-037659-5
Das Buch Alkohol und Drogen in der Familie ist in der Reihe „Praxiswissen Erziehung“ im Kohlhammer Verlag erschienen. Die Autorin, Prof. Dr. Regina Kostrzewa, lehrt im Studiengang Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule in Bremen. Neben ihrer Lehrerfahrung verfügt die Autorin über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Suchtarbeit als Präventionsexpertin – dies ist dem Buch anzumerken.
Zentrales Anliegen des Buches ist der Umgang mit Suchtmitteln und entsprechende Möglichkeiten der Prävention. Fokussiert wird primär der Konsum von Alkohol, aber auch andere (illegale) Drogen werden angesprochen. Neben professionellen Ansätzen der Prävention werden auch Hinweise zur Suchthilfe gegeben. Kostrzewa konstatiert, dass Suchtmittel – insbesondere Alkohol und Tabak – Teil des gesellschaftlichen Lebens sind, Kinder und Jugendliche somit in ihrer Lebenswelt beinahe täglich damit konfrontiert und somit auch vertraut sind. Die Vermittlung eines angemessenen Umgangs mit Suchtmitteln stellt daher nicht nur Eltern vor eine Herausforderung („Erziehung ist die beste Prävention“), sondern wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen.
Das rund 250seitige Buch gliedert sich in acht Kapitel. Die Autorin widmet sich in Kapitel 1 zunächst einführend dem Thema und der benannten Verantwortung sowohl innerhalb der Familie, als auch der gesamten Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Kapitel 2 bis 7 bietet (sucht-)präventives Wissen in Verknüpfung mit den verschiedenen Alters- respektive Entwicklungsstufen im familiären Setting. So werden im 2. Kapitel Eltern von Säuglingen und Kleinkindern angeregt, ihre eigenes Konsumverhalten zu betrachten und das Thema Bindungsverhalten wird diskutiert. Kapitel 3 fokussiert Kinder im Grundschulalter und die Vorbildfunktion von Eltern; Familienregeln und Gesprächsführung werden dabei thematisiert. Die beiden nachfolgenden Kapitel beschäftigen sich mit der Entwicklungsphase der Adoleszenz. Kapitel 4 „Weniger Alkohol – mehr Genuss“ nimmt das Konsumverhalten von Kindern in der Pubertät in den Fokus, Kapitel 5 „Loslassen statt Fallenlassen“ die späte Pubertät und den riskanten Suchtmittelkonsum. Dies erfordert Gesprächskompetenz von Eltern, um bspw. Konsumverhalten auszuhandeln und etwaige Probleme zu erkennen und zu besprechen. Kapitel 6 stellt Familien, in denen Suchtbelastungen vorliegen in den Mittelpunkt und zeigt Strategien zur Unterstützung für Angehörige, so z. B. mittels Motivierender Gesprächsführung. Kapitel 7 richtet sich direkt an Eltern, die eine Suchterkrankung bewältigt haben und Unterstützungshinweise für ein Familienleben in Abstinenz suchen. Kapitel 8 trägt den Titel „Von Sinnen und Gefühlen im Dialog“, spricht explizit pädagogische Fachkräfte an und gibt praktische Handlungsempfehlungen gegliedert nach Altersstufen.
Das Buch von Professorin Regina Kostrzewa ist ein praxisorientiertes und zugleich fachlich versiertes Werk. Der Spagat zwischen Praxis und Theorie, Elternratgeber und Arbeitsgrundlage für pädagogische Fachkräfte gelingt. Die – auf den ersten Blick ungewöhnliche – Verknüpfung von Entwicklungsstufen und Methoden ist gelungen. Dieser strukturelle Aufbau entlang der Entwicklungsstufen und der Darstellung jeweils passender Methodenbeispiele bietet konkrete Anleitungen und Denkanstöße – eben nicht nur für Eltern, sondern auch für professionell Tätige. Sehr gelungen ist die Verknüpfung von Beispielen aus der Theorie mittels Studienergebnissen, eigenen qualitativen Interviews mit Betroffenen, Regeln zur Konsumkompetenz und Methoden. Das abschließende Kapitel bietet einen Methodenkoffer für pädagogische Fachkräfte – strukturiert ebenfalls anhand von Altersstufen. Beispielsweise wird für Jugendliche eine „mitwachsende“ Vereinbarung zum Alkoholkonsum vorgeschlagen; ergänzt wird dies mit Ideen für Übungen und Projekte mit einem Peer-Education-Ansatz.
Das Buch schließt eine Lücke, indem Entwicklungsstufen, Umgang mit Suchtmitteln und Methoden gemeinsam reflektiert und verknüpft werden. Es kann Eltern ebenso wie pädagogischen Fachkräften im Beruf und in der Ausbildung empfohlen werden.
Eine Rezension von Prof. Dr. Andrea Warnke