Die praktische Pflegeausbildung auf dem Prüfstand

praktische pflegeausbildung auf dem prüfstandKarl-Heinz Sahmel
Die praktische Pflegeausbildung auf dem Prüfstand
Herausforderungen und Perspektiven

Kohlhammer, 2020, 200 S., 39,00 €, ISBN 9783170343023

Thema der Publikation
Die Autoren zeigen aktuelle Herausforderungen und Perspektiven der praktischen Berufsausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege in Deutschland auf.

Information zum Herausgeber
1997-2018 war Prof. habil. Dr. Karl-Heinz Sahmel Professor für Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft an der Hochschule Ludwigshafen. Seit 2009 ist Sahmel außerplanmäßiger Professor an der privaten Universität UMIT / Österreich. Seit 2019 ist der Herausgeber Professor für Medizinpädagogik an der SRH Hochschule für Gesundheit, Campus Stuttgart. Karl-Heinz Sahmel ist Fachbuchautor und Herausgeber zahlreicher Publikationen im Bereich der Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft. Er prägt die Entwicklung dieser „jungen“ Wissenschaft im deutschsprachigen Bildungsraum maßgeblich.

Entstehungshintergrund
Als Grundlage des Buches ist die Pflegepädagogische Fachtagung an der Hochschule Ludwigshafen vom 29.07.2017 zu sehen. Weitere Beiträge sind auf Grundlage wissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten bzw. Publikationen des Autorenteams entstanden. Alle Beiträge wurden für das Buch gründlich überarbeitet und z. T. vom Herausgeber aktualisiert.

Aufbau und Inhalt
1. Praktische Pflegeausbildung – Anspruch und Wirklichkeit: Normative Vorgaben zur praktischen Pflegeausbildung, empirische Untersuchungen und pflegepädagogische Konsequenzen
2. Pflegeauszubildende in der Praxis – Belastung oder Entlastung? Das Wirkgefüge der praktischen Ausbildung in der stationären Gesundheits- und Krankenpflege, sowie in der stationären Altenpflege
3. „heute aber schulisch“: Strategien von Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege, um in ihrem praktischen Handeln den schulischen Anforderungen gerecht zu werden – Ergebnisse zweier Round-Table-Gespräche
4. Lernen in der Praxis kritisch betrachtet – „Klassische Praxisanleitung so mit Lernziel und diese Geschichten“, Lernziele und die Verstetigung der Lerninhalte
5. Das Selbstverständnis von Praxisanleiter/-innen – Forschungsergebnisse
6. Konstruktive Möglichkeiten der praktischen Pflegeausbildung – auf der Suche nach Perspektiven – Organisationshilfen für das praktische Lernen
7. Best Practice: Praktische Berufsausbildung in der Pflege am Beispiel des Universitätsspitals Zürich – die Lern- und Arbeitsgemeinschaft (LAG) als Praxiskonzept
8. Die Lernstation im Krankenhaus: Ein neues zukunftsweisendes Ausbildungskonzept
9. Die Ausbildung professionell Pflegender erfordert mehrperspektivische Lernaufgaben und eine reflexive Praxis
10. Kompetenzen kompetent bewerten – ein Konzept aus der Praxis für die Praxis
11. Akademisierung der Praxisanleitung – eine Notwendigkeit, Reflexivität als Schlüssel

Diskussion
Das behandelte Thema ist sehr aktuell. Mit der Einführung der generalistischen Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege stehen viele praktische Ausbildungsbetriebe vor der Herausforderung der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen. Der Herausgeber Karl-Heinz Sahmel, als vielseitig interessierter Forscher der Pflegewissenschaft und versierter Experte in der Pflegeausbildung im gesamten deutschsprachigen Raum sehr bekannt, hat mit seinen 15 CoAutoren eine sehr aussagekräftige und spannend lesbare Standortbestimmung zur praktischen Pflegeausbildung vorgelegt. Die Auswahl der unterschiedlichen Beiträge erscheint besonders geglückt und eröffnet spannende Perspektiven und damit viele wichtige Fakten und Erkenntnisse. Gerade die Themenbreite der verschiedenen Betrachtungswinkel macht diese Zusammenstellung so lesbar und wertvoll. So werden beispielsweise Anspruch und Wirklichkeit der Pflegeausbildung ebenso wie das Wirkgefüge der praktischen Ausbildung, die schulischen Anforderungen, das Selbstverständnis von Praxisanleitern oder die Installation eine Lernstation im Krankenhaus reflektiert. Auch wenn diese unterschiedlichen Blickwinkel hierbei auch sehr verschiedene Perspektiven einnehmen können, bleibt dieser Arbeit stets der klare Fokus auf die praktische Pflegeausbildung wie ein roter Faden erhalten. Dem gesamten Werk ist dabei besonders gut zu entnehmen, dass der Herausgeber Karl-Heinz Sahmel mit seinen Autorinnen und Autoren offenbar stets im engen Kontakt stand und sie – so wie man es von ihm gewohnt ist – nachhaltig und sehr gekonnt zur kritischen Reflexion und zum umfassenden wissenschaftlichen Diskurs ermuntern konnte. Dies äußert sich letztlich in einer sehr hohen, und sich durch alle Beiträge des Werkes ziehende wissenschaftliche Aussagequalität. Die behandelten Themen und Erkenntnisse hieraus sind für die heutige Pflegewissenschaft mehr als aktuell, stehen doch mit der Einführung der Generalistischen Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege in Deutschland viele praktische Ausbildungsbetriebe vor der Herausforderung, für sich im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen die besten Konzepte umzusetzen. 

Das Ziel dieser Publikation, hierzu sowohl Schwierigkeiten als auch interessante Perspektiven aufzuzeigen, ist mehr als gelungen. Die gewählte Breite und wissenschaftliche Tiefe ist erfrischend vielseitig und spannt einen sehr weiten Bogen, ohne sich dabei zu verlieren oder den Raum für kritischen Diskurs einzuengen.

Fazit
Die AutorInnen steuern mit ihren interessanten und fundierten Inhalten einen wertvollen Beitrag zur Aus- bzw. Weitergestaltung der praktischen Berufsausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege im deutschsprachigen Bildungsraum bei. Das Buch ist empfehlenswert für Pflege- , bzw. Medizinpädagogen, PraxisanleiterInnen, KlinikmanagerInnen und Studierende der Gesundheits- und Pflege- und Bildungswissenschaften. Es wäre wünschenswert, dass möglichst viele pflegewissenschaftlich bzw. pädagogisch interessierte Leserinnen und Leser, aber insbesondere Entscheider in ausbildenden Betrieben dieses Fachbuch zu Rate ziehen, um vor der Vielzahl an Herausforderungen die richtigen Entscheide in der Umsetzung von passgenauen praktische Pflegeausbildungskonzepten treffen zu können.

Eine Rezension von Prof. Dr. Katja Hornung