DEMENSCH – Postkartenkalender 2021

86216622 Instagram.jpgThomas Klie & AGP Sozialforschung (Hrsg.), mit Zeichnungen von Peter Gaymann
DEMENSCH Postkartenkalender 2021

medhochzwei Verlag, Heidelberg, 2020, 15,90 €, ISBN 978-3-86216-622-0

Der Postkartenkalender DEMENSCH 2021 mit Zeichnungen von Peter Gaymann, herausgegeben von Prof. Dr. habil. Thomas Klie und der AGP Sozialforschung, erscheint zum mittlerweile neunten Mal. Peter Gaymann ist freier Zeichner bzw. Cartoonist. Seine Werke werden in zahlreichen Zeitschriften, als Postkarten, Kalender und in Büchern veröffentlicht. Seit 1990 zeichnet er regelmäßig die „Paar Probleme“ für die Frauenzeitschrift Brigitte. Im Jahr 2019 ist das 100. Buch von und mit ihm erschienen. Thomas Klee ist Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg sowie Privatdozent an der Alpen Adria Universität/IFF Wien. Zu seinem Fachgebiet – in dem er auch als Autor tätig ist – zählen Demenz, neue Wohn- und Versorgungsformen sowie Menschenrechte in der Pflege.

Zu allererst fällt der Titel des Kalenders ins Auge, der eine Kombination aus den Worten Demenz und Mensch ist. Das verschafft schon zu Beginn einen Eindruck davon, welche Hauptaussage der Kalender mit seinen Inhalten treffen möchte. Von Demenz Betroffene mögen sich zwar verändern, sich nicht mehr an alles erinnern können, aber sie bleiben immer noch eines: Sie bleiben Menschen, wie du und ich. Menschen mit Würde, mit Rechten und mit Bedürfnissen. Diese Rechte wurden laut den Autoren in der immer noch anhaltenden Corona- Pandemie verletzt und dem menschlichen Bedürfnis nach Nähe und Austausch, insbesondere mit den eigenen Angehörigen, ein Riegel vorgeschoben. Im Vorwort des Kalenders greifen sie die entstandenen Missstände und Rechtsverletzungen in Pflegeheimen durch den Lockdown und die Infektionsschutzmaßnahmen auf. Es sei nicht zu vermeiden gewesen, das Thema aufgrund der Wichtigkeit und Präsenz bei der Konzeption des Kalenders zu thematisieren. Gleichzeitig spannen sie den Bogen zur humoristischen Betrachtung von Demenz und dem Umgang mit der Corona-Pandemie, indem sie folgenden Satz des Kabarettisten Werner Finck zitieren: „An dem Punkt, wo der Spaß aufhört, fängt der Humor an.“

Jeder Monat des Kalenders wird von einer anderen Zeichnung Gaymanns im Postkartenformat geziert. Unter den Cartoons finden sich die Angaben zu Monat, Jahr sowie Wochentagen. Sonntage sind fett markiert, Feiertage farbig unterlegt. Um welche Feiertage es sich handelt, wird zusätzlich aufgeführt. Platz für Notizen zu einzelnen Tagen gibt es nicht. Dank der Schnittmarkierungen auf der Rückseite der Kalenderblätter, die mit festem Karton eine schöne Haptik haben, können die Zeichnungen ausgeschnitten und versendet werden. Zudem steht auf jeder der Rückseiten ein Zitat verschiedener Persönlichkeiten geschrieben, das noch einmal den Bezug zu dem in den Zeichnungen wiedergegebenen humorvollen Umgang mit Demenz und dem Leben schafft.

Inhaltlich greifen die Cartoons augenzwinkernd Alltagssituationen mit Demenzerkrankten aus der Sicht unterschiedlicher Akteure auf, beispielsweise aus der der Betroffenen selbst, der ihrer Angehörigen, der der Pflegenden oder in Form von zufälligen Begegnungen im sozialen Raum. Gleichermaßen schaffen es die Zeichnungen sich den Humor zu Nutze zu machen, um verdeckt Kritik zu üben, u. a. an den Besuchsverboten aufgrund des Lockdowns im Frühjahr 2020 oder an der Suche nach dem richtigen Pflegeheim bzw. der diesbezüglich vorherrschenden Preispolitik. Der Kalender lädt zum Entdecken von Botschaften dieser Art ein.

Der DEMENSCH-Kalender ist ein kreatives Plädoyer für den verständnisvollen Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen. Für alle Interessierten ein Werk, das über das Jahr hinweg ein Schmunzeln in das Gesicht der Betrachter*innen zaubert und an einen menschenwürdigen, freundlichen, geduldigen sowie toleranten Umgang erinnert – der während der Corona-Pandemie auch ganz grundsätzlich gelitten haben mag, aber zeitgleich wichtiger ist denn je.

Eine Rezension von Franziska Reuther